Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e. V. (BSV)

 

Heidelberger Briefmarken-Bote - Dezember 2004

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Heidelberger Briefmarken-Bote

Inhalt:          

Editorial
Vereinschronik Teil VI


Fehler auf Briefmarke: DO-X

Sicherheitsdruck bei deutschen Euro-Marken

Impressum


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Warum muss man eigentlich Mitglied in einem Briefmarkensammler-Verein sein, um Briefmarken zu sammeln? Haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt? Ich habe mir diese Frage gestellt, weil ich nicht verstehen kann, wie man Briefmarken sammeln kann ohne Mitglied im Verein zu sein.

Das Sammeln von Briefmarken ist ein Hobby, das nicht nur Freude bereitet, sondern auch Wissen vermittelt. Dies um so mehr, je weiter fortgeschritten der Sammler ist. Wenn ich über dem Stadium des Einsortierens von Versandstellenmarken hinaus bin, brauche ich Informationen. Wie lese ich einen Briefmarken-Katalog richtig (was ist postfrisch, was ungebraucht), welche Arten von Katalogen und Prüfgeräten gibt es, wie zähle ich die Zähnung der Marken, wie erkenne ich Farbtypen, wie Wasserzeichen, wie löse ich Marken fachgerecht ab, welche Hilfsmittel brauche ich zum Sammeln, wie behandle ich die Marken richtig, welche Qualitätsmerkmale muss eine Sammlermarke aufweisen, welche Stempelformen sind „sammelwürdig“ usw. usw. usw.

All diese Informationen (und viele weitere dazu) erhalte ich, wenn ich Mitglied im Briefmarkensammler-Verein bin. Der Verein hilft, eine Briefmarken-Sammlung sach- und fachgerecht aufzubauen und spart Geld, weil Fehlkäufe durch die erhaltenen Informationen vermieden werden.

 

Darüber hinaus gibt es gute Tipps, wie man günstig an Marken und Material kommt. Doch das Wichtigste: ich weiß, an wen ich mich wenden muss, wenn ich Fragen über das Hobby habe!

Der positive Effekt neuer Mitglieder für den Verein ist eine Belebung der Tauschabende, mehr Tauschpartner für die Mitglieder – einfach mehr Action! Außerdem erreicht ein Verein mit hoher Mitgliederzahl mehr Aufmerksamkeit gegenüber der Öffentlichkeit.

Wenn Sie jemanden kennen, der Briefmarken sammelt, aber noch abseits steht, dann motivieren Sie den-/diejenige dazu, eine Probemitgliedschaft auszuprobieren Jedes neue Mitglied ist ein Jahr beitragsfrei und erhält zur Begrüßung eine Stofftasche voller Begrüßungsgeschenke.

Viel Erfolg dabei! Ihnen, und allen, die Ihnen wichtig sind, wünsche ich ein gesundes und glückliches neues Jahr 2005!

Ihr Christian Klouda
1. Vorsitzender


Vereinschronik Teil VI:  Der Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V.

Ein Rückblick (von Dr. Horst Friebolin)

(Abb. 1 bis 3 nicht im Internet, nur im Heft)

Teil VI: Das Heidelberger „Kreuz in Eisen“

Beim Rückblick auf die Kriegsjahre 1914-1918 stieß ich beim Lesen des Protokollbuches, das die Grundlage zu dem Bericht über die Vereinsgeschichte von 1914-1926 (Teil V) bildete, auf eine Begebenheit, die nichts direkt mit dem BSV zu tun hat, aber ein zeitgeschichtliches Ereignis wiedergibt.

Im Protokoll zum Tauschabend am 5. August 1916 steht:

Herr Knobel (der damalige 2. Vorsitzende) brachte zum Vorschlag, man möchte das Rote Kreuz durch ein Spende von 25 Mark unterstützen und zwar in der Weise, dass an dem „Kreuz in Eisen“, welches nunmehr im Schloss aufgestellt ist, von dem Verein eine entsprechende Anzahl von Nägeln eingeschlagen werden sollen. Dieser Vorschlag fand einstimmige Genehmigung.

Auf dem Tauschabend vom 4. November 1916 berichtet Herr Knobel ferner, dass am 10. September d. J. im Namen und Auftrag des Vereins am „Kreuz in Eisen“ durch Nagelung 25 Mark gespendet seien. Die Quittung hierüber befindet sich an der letzten Seite des Protokollbuches. Abb. 1 zeigt die Quittung, Abb. 2 eine „Bestätigung über einen Hammerschlag“ für 1 Mark. Solche Nägel gab es in den Wertstufen 20 Mark, 3 Mark und 1 Mark. Für die 25 Mark Spende wurden also 4 Nägel eingeschlagen: eine für 20 Mark, einen für drei Mark und zwei für eine Mark.

Da mich diese Aktion interessierte ging ich der Sache nach. Auf meine Anfrage hin informierte mich eine an der Geschichte Heidelbergs sehr interessierte Dame, dass im Heidelberger Jahrbuch von 1928 folgender Eintrag zu finden sei: 26. Juni 1915. Enthüllung des „Kreuzes in Eisen“ im Garten des Kurpfälzischen Museums.

Um den Hintergrund dieser Aktion besser zu verstehen, zitiere ich die Tageszeitung "Heidelberger Neueste Nachrichten" vom Samstag, 26. Juni 1915. In diesem Artikel kommen auch einige Namen von Personen vor, nach denen heutige Strassen benannt sind. In der Einladung an die Mitglieder des Stadtrates erging die Aufforderung, zur Feier im Gehrock und Zylinder zu erscheinen!

Das Kreuz in Eisen

Das alte Heidelberger Patrizierhaus in der Hauptstrasse, das seit Jahren den städtischen Sammlungen als würdige Heimstätte dient, ist heute zum Zeugen eines feierlichen und imposanten Kriegsweiheaktes geworden.

Rascher als man annehmen konnte, hat sich innerhalb weniger Wochen und dank der Tätigkeit eines besonderen, aus den Herren v. Waldberg, v. Braunbehrens, Stadtrat Schmidt, Langbein und Kochenburger bestehenden Sonderausschusses der Plan der Errichtung eines "Kreuzes in Eisen" in die Wirklichkeit umgesetzt. Seit heute früh hat dieses Denkmal, das von Herrn v. Braunbehrens gestiftet und durch die Fuchssche Waggonfabrik A.G. im Auftrage dieses Herrn aus Silberpappelholz und mit einer Eichenplatte hergestellt wurde, im Garten des Gebäudes der städtischen Sammlungen seinen Platz gefunden hat. Hier hat ihm die Stadt einen schmucken Holztempel errichtet, den es erst verlassen wird, wenn der letzte Nagel in Opferfreudigkeit seinen Platz gefunden hat. Dann wird es die Stadt gemeinsame mit zwei Ehrentafeln für Heidelberger Helden an eine hervorstechende und würdige Stelle überführen lassen.

Die werktätige Opferwilligkeit der Zurückgebliebenen findet in diesem Kreuzeszeichen ihr Symbol und die stattliche Summe über 45 000 Mark wird dem Heidelberger Roten Kreuz zufließen, sobald das Denkmal seine eiserne Festigung erhalten hat, die ihm Heidelbergs Einwohner in Dankbarkeit und Treue und in einigent Zusammenschlusse am großen Liebeswerk angedeihen lassen werden. Als ein über zwei Meter großes Abbild des kleinen Eisernen Kreuzes, das jetzt die Brust der Grossen und Tapferen schmückt, wird es dann dastehen zum Wahrzeichen der inneren, eisernen Festigkeit der Heidelberger, der deutschen Nichtkämpfer, von denen sich keiner, der die kleine Spende aufbringen kann, der Pflicht der Vernagelung entziehen sollte.

In einen herrlichen Garten verwandelt stellte sich der Hof des Sammlungsgebäudes heute Vormittag den Gästen dar, die zur feierlichen Weihe geladen waren. Sie war auf 10 Uhr angesetzt. Bereits vor dieser Stunde bildeten Sanitätsmannschaften Spalier im flaggengeschmückten Portal, auch die Kolonnenführer aus der Umgebung waren zur Feier entboten.

Nach und nach mehrten sich die Reihen der alten und jungen Ritter des eisernen Kreuzes. Viele Offiziere waren unter und mit ihnen, und zum Feldgrau der Uniform paarte sich das dunkle Festkleid, in dem korporativ Stadtrat und Stadtverordnetenvorstand, sowie die sonstigen Ehrengäste erschienen waren. So bemerkte man außer Vertretern der Garnison die Herren Oberbürgermeister Dr. Walz, Bürgermeister Wieland, Regierungsrat Jolly, Landgerichtspräsident Dr. Zehuter, Exzellenz Czerny und ordensgeschmückte Veteranen in großer Anzahl.

Mit ihnen hatten im Hofraume die zahlreichen männlichen und weiblichen Hilfskräfte, sowie die Ausschussmitglieder des Roten Kreuzes Platz gefunden, während die sonstigen Damen der Gesellschaft von den Fenstern und Balkonen des Gebäudes aus dem Festakte beiwohnten, wo der Blumen Frische dergestalt zur Umrahmung eines stimmungsreichen und farbenfreudigen Bildes wurde.

Auf einer kleinen Erhöhung hatte sich die Frau Prinzessin von Sachsen-Weimar mit der Ehrenbürgerin der Stadt Heidelberg, Frau Dr. Blum und der Frau Oberbürgermeister niedergelassen, als Herr von Waldberg nach einem Musikvortrage das Wort zu seiner Weiherede nahm.

Er würdigte die historische und symbolische Bedeutung des "Kreuzes in Eisen", aus dem das Eiserne Kreuz werden solle, das die Heidelberger Bürger sich selbst verleihen für ihren Opfermut und treues Durchhalten. Auch wir wollen jetzt für den "heiligen Krieg" hier einen Kreuzzug unternehmen zum Kreuz in Eisen, das als Symbol des Glaubens auch unseren Glauben bestärken soll, das aber auch als Zeichen der Tapferkeit den Dank für unsere Helden darstellt.

Nach dieser mit einem Hurra auf Kaiser, Großherzog und Heer beschlossenen Rede nahm Exzellenz von Jagemann Gelegenheit, dem Zweigausschusse für das "Kreuz in Eisen" und dem Stifter den Dank des Roten Kreuzes auszusprechen, worauf er nach einem historischen Streifzuge das Denkmal, dessen Hülle eben gefallen war, in die Obhut der Stadt übergab, in deren Namen es der Herr Oberbürgermeister mit den kurzen, kernigen Worten eines Gelöbnisses dankbar übernahm. Er hielt dem Worte von der "Heidelberga deleta" den Beweis von Heidelbergs Lebenskraft und Opfermut entgegen, als deren Zeichen das Lied "Deutschland über Alles" mit Begeisterung angestimmt wurde.

Hieran schloss sich die erste Nagelung, mit der die Frau Prinzessin den Anfang machte. Es folgten die Herren von Jagemann, von Waldberg, von Braunbehrens, Oberbürgermeister Dr. Walz und des weiteren die Spitzen und Vertreter der Behörden und Korporationen, von denen die Waffenvereine mit der Fahne an der Weihe teilnahmen.

Wie am heutigen Vormittage, werden auch in den nächsten und in ferneren Stunden Reihen von Männern, Frauen und Kindern aus der Heidelberger Bevölkerung zu dem Eichenkreuze pilgern, um es rasch und fest nach deutscher Art, zum "Kreuz in Eisen" zu schlagen.

Parallel zum Kreuz aus Eisen wurde ein „Buch in Eisen“ aufgelegt, in dem sich alle Spender verewigen konnten. Zwei Tage später, am 28. 6. 1915 erschien in den "Heidelberger Neuesten Nachrichten" folgende Annonce:

Das Kreuz in Eisen. Mit dem vorgestern aufgestellten "Kreuz in Eisen", über dessen Enthüllungsfeier wir bereits in der Samstagsausgabe berichtet haben, ist Heidelberg um eine Gelegenheit zu leichter und angemessener Betätigung vaterländischen Opfersinnes reicher geworden. Das Kreuz ist täglich von 10-8 Uhr zugänglich; 45 Damen und 15 Herren haben sich zur Dienstleistung dort zusammengefunden.

 

Text auf der Rückseite der Postkarte:

Das 190 cm hohe und breite Kreuz ist in Holz errichtet. Jeder der es vermag, soll einen oder mehrere Nägel einschlagen, auf dass allmählich ein Panzer aus Eisen das Kreuz bedeckt. Der Ertrag von etwa Mark 24.000 eiserner und silberner Nägel, die zum Preis von Mk. 1 – 20 zu haben sind, ist für das Rote Kreuz bestimmt.

Späteren Geschlechtern aber bleibt die Freude, dass ihre Vorfahren an diesem Denkmal nationaler Opferwilligkeit beteiligt waren, da ein „eisernes Buch“ die Namen aller Nagelnden birgt, welches ebenso wie das Denkmal selbst nach erfolgter Nagelung in den dauernden Besitz der Stadt Heidelberg übergehen und an hervorragender Stelle für alle Zeiten Aufstellung finden wird.

Welche Bewandtnis hat es mit dem Kreuz in Eisen? Wenn ich die Schreiben, Protokolle und sonstigen Unterlagen, die ich im Heidelberger Stadtarchiv einsehen konnte, richtig interpretiere, regte die Stiftung Nationalgabe zu Gunsten der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Krieg Gefallenen an, in allen Gauen Deutschlands in den Gemeinden Wahrzeichen zur Benagelung aufzustellen und 3/4 des Erlöses an die Stiftung abzuführen.

Zwar wurde die Idee einer solchen Spendenaktion offensichtlich akzeptiert, doch laut Protokoll über die Oberbürgermeisterkonferenz vom 22. November 1915 in Karlsruhe soll der Anregung der Stiftung Nationalgabe .... nicht entsprochen werden! Der Erlös solle den lokalen Hilfsausschüssen des Roten Kreuzes zufließen.

Wie die Wahrzeichen zur Benagelung aussehen sollten, wurde den Gemeinden überlassen. Dies geht aus einem Rundschreiben des Deutschen Städtetages vom 5. Januar 1916, an die Mitgliedsstädte hervor, in dem steht, dass bei einem Preiswettbewerb des Deutschen Werkbundes 59 Vorschläge für die Gestaltung der Kriegswahrzeichen eingegangen und die Entwürfe in einem Buch veröffentlicht worden seien. Den Gemeinden wird jedoch erlaubt, die Entwürfe kostenlos zu verwenden , nur der Name des Künstlers muss genannt werden.

Ein Brief des Bezirksausschusses vom Roten Kreuz Heidelberg vom 21. Januar 1916 wirft ein Licht auf die damalige Zeit und die Einstellung der Bevölkerung zum „Vaterland“. In diesem Brief heißt es:

"Anregung der Transportabteilung: Am Geburtstag des Kaisers (27. Januar) sollen zum Ausdruck der wärmsten Dankbarkeit für seine Majestät, unseren höchsten Kriegsherrn ....alle Mitarbeiter einen Nagel in beliebigem Wertbetrag einschlagen".

v. Jagemann, v. Braunbehrens, Graff

Man stelle sich heute einen solchen Spendenaufruf mit ungefähr folgendem Wortlauf vor: „Zum Ausdruck der wärmsten Dankbarkeit für den höchsten Kriegsherrn ........ unserer Zeit“, quasi als Beipackzettel zu den unzähligen Spendenaufrufen und Überweisungsformularen, die von jeder Organisation mehrmals pro Jahr in unseren Briefkästen landen!

Am 19. Juli 1917 meldet das Rote Kreuz Heidelberg den "Vollzug" der Aktion. Auf der linken Seite des Kreuzes fehlten zwar noch ca. 90 schwarze Nägel, doch seien diese bezahlt und bestellt. Im gleichen Brief fragt Herr v. Jagemann an, ob am Holzsockel eine Inschrift angebracht werden dürfe. Dies wird zwar genehmigt, doch wegen Schwierigkeiten bei der Metallbeschaffung die Ausführung auf später verschoben.

Inzwischen war das Kreuz in Eisen aus dem Tempel im Garten des (Kurpfälzischen) Museums in das Innere der städtischen Sammlungen gebracht worden, nachdem es zwischenzeitlich auch im Schloßhof zur Benagelung aufgestellt war. Der Umzug ins Museum war wegen der Größe des Kreuzes nicht ganz problemlos vor sich gegangen.

Geklaut wurde damals auch schon, wie aus einem Brief des Roten Kreuzes vom 29. April 1918 an die Stadt hervorgeht:

....an dem Kreuz aus Eisen sind 10 silberne Nägel entwendet worden.

Im Antwortschreiben der Stadt bedauert diese den Vorfall, "auf Wunsch sind wir bereit, die Nägel zu ersetzen."

Am 8. Januar 1919 wird das "Buch in Eisen" zum bleibenden Gedächtnis an die städtischen Sammlungen übergeben . Im Stadtarchiv kann es heute noch bewundert werden. Abbildung 4 zeigt den Einbanddeckel des Buches. Den Eintrag unseres Vereinsvertreters vom 10. September 1916 habe ich nicht gefunden. Da kein Eintrag mit Datum versehen ist, lässt sich der Tag nicht genau lokalisieren.

Am 30. Januar 1919 wurde Billanz gezogen: Das Kreuz ist nunmehr mit 16683 eisernen und 3344 silbernen Nägeln beschlagen. Reinerlös: 28.498,40 Mark.


Abbildung 4: Buchdeckel des „Buchs in Eisen“.
(Abb. 1 bis 3 nicht im Internet, nur im Heft)

Schlusswort:

Was ist aus dem genagelten "Kreuz aus Eisen" geworden? Kein Mensch konnte uns über sein Verbleiben Auskunft geben. In welchem Keller, Lager, Archiv verrostet es so langsam vor sich hin? Wer weiß etwas und kann weiterhelfen?

Durch reinen Zufall fand ich bei einem Besuch des Heimatmuseums in Dossenheim einen Holztisch mit einem „Kreuz in Eisen“ mit vielen hundert eingeschlagenen, verschiedenartigen und -farbigen Nägeln. Wer also ein Originalkreuz in Eisen sehen will, besuche dieses Heimatmuseum im alten

Spritzenhaus in Dossenheim. Der Besuch lohnt sich auch für Liebhaber der alten Handwerke und Trachten.

Nach zwei Kriegen, nach ca. 60 Jahren Frieden in Deutschland und nach einem Wandel der Staatsform zur Demokratie sind die ganzen Begleitumstände, vor allem die nationalistischen, nur aus dem Zeitgeist heraus zu verstehen und heute für mich, vielleicht auch für andere Leser, nur schwer nachzuvollziehen. Ich möchte es bei dieser Bemerkung belassen, weil unser "Briefmarken-Bote" uns Briefmarkensammler ansprechen, nicht politische Ansichten verbreiten soll. Wer eine Brücke von den Briefmarken zum Kreuz in Eisen herstellen will, der findet vielleicht eine Querverbindung in den zwei zu diesem Anlass herausgegebenen Postkarten, eine davon ist abgebildet (s. Abb. 3).

Dank:

Ich danke Herrn Erich Uelzhöffer für seine Hilfe bei den Nachforschungen und die Bereitstellung der zwei Postkarten. Herrn Rolf Böckle danke ich dafür, dass er im Stadtarchiv Unterlagen besorgt hat. Herrn Günther Berger vom Stadtarchiv danke ich für seine Hilfe und die Bilder vom „Buch in Eisen“. Mein Dank gilt auch Frau Margarete Noll; sie machte mich auf den Eintrag im Heidelberger Jahrbuch von 1926 aufmerksam.

(Abb. 1 bis 3 nicht im Internet, nur im Heft)


Fehler auf Briefmarke: DO-X
oder, wie ein „Schiff“ „ausgebootet“ wurde

Als die Deutsche Bundespost zur Privatisierung anstand, blieben die Briefmarkenneuausgaben weiter staatlich. Mit der Auflösung des Postministeriums wurde das zuständige Postwertzeichen­referat ins Finanzministerium verlegt. Eines der Argumente für diese Beibehaltung war das qualitative Niveau der Briefmarken. Die kleinen Papierchen repräsentieren schließlich auch einen Staat in der Welt, egal, ob auf einen Brief geklebt oder in einem Album gesammelt.

Zu diesem qualitativen Niveau gehört sicherlich auch eine umfassende Recherche im Vorfeld einer Ausgabe. Die Motive und Themen stammen aus den vielfältigsten Bereichen und somit ist es eher die Ausnahme, wenn eine der beteiligten Personen „vom Fach“ ist.

Dieser Umstand und eine wohl eher „oberflächliche“ Recherche führten bei der Ausgabe „Tag der Briefmarke Flugboot Do X“ aus der Serie „Post“ vom 7. Oktober 2004 zu einer falschen Bezeichnung.

Die DO-X wird in historischen Quellen immer als „Flugschiff“ bezeichnet. Dies belegen u. a. Amtsblätter der Reichspost und ein Vortrag von Claude Dornier vor der ‚Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt' am 6. November 1929. Folgerichtig wurden auch alle Flugbestätigungsstempel der DO-X mit der Bezeichnung „Flugschiff“ versehen.

Bei den deutlich kleineren Dornier-Vorläufern handelte es sich dagegen um „Flugboote“. Das könnte der Grund für den falschen Schriftzug gewesen sein. Der Unterschied definiert sich nicht einfach an der Größe. Ein Boot ist offen oder geschlossen mit einem Deck. Das Schiff umhüllt mit der Außenhaut mehrere Decks. Aber auch die Kommandostruktur, die in Zweifelsfällen hergezogen werden kann, machte die DO-X zum Flugschiff.

Auch die Schreibweise „Do X“ entstammt keinen historischen Quellen. Wurde in der Baufreigabe von 1926 noch „DO X“ ohne Bindestrich verwendet (so auch im abgebildeten Stempel), findet man später „DO-X“ in den Unterlagen und auch als Schriftzug (ab November 1930) auf der Maschine.

Die Marke wird durch die falsche Bezeichnung nicht zur Rarität, schließlich handelt es sich um eine Millionenauflage. Auch ein korrigierter Nachdruck ist nicht zu erwarten. Sie reiht sich aber in das interessante Sammelgebiet „Fehler auf Briefmarken“ ein, das wohl mit den berühmtesten Briefmarken, der Roten und Blauen Mauritius, seinen Anfang nimmt.

Detlev Moratz


Sicherheitsdruck bei deutschen Euro-Marken

Die Vorgeschichte und die Varianten der „Super-Fluoreszenz“

In der SÜDWEST AKTUELL 214 von Juni 2004 (Seite 29ff) erschien bereits ein Bericht zur ‚Entdeckung' der Sicherheitsmaßnahmen beim Brief­marken­druck in Deutschland. Mittlerweile gibt es weitere Erkenntnisse und den Versuch einer Tabelle.

Die Deutsche Post AG versuchte u. a. zunächst die Sicherheit mit den be­kannten Melierfasern zu erhöhen. Mit den Euro-Marken führte man eine trans­parente „Sicherheitsfarbe“ ein, die so genannte „Super-Fluoreszenz“ , von der Dt. Post AG mittlerweile auch als „Fluoreszenz-Additiv“ bezeichnet.

Richtig aufmerksam darauf wurde die philatelistische Öffentlichkeit erst im Frühjahr diesen Jahres, als bei einigen Euro-Werten der Serie ‚Sehenswürdigkeiten' (SWK) verschiedene Aufdrucke mit bloßem Auge festgestellt werden konnten.

Hält man eine Marke seitlich ins Licht, kann man eine unterschiedlich glänzende Oberfläche erkennen. Bei einigen Marken sieht man ein mittiges „Fenster“ in der Größe von ca. 13 x 17 mm.

Aufdruck ‚breiter Rahmen', Super-Fluoreszenz grau dargestellt (3b.)

Nachforschungen und Versuche zeigten, dass es unterscheidbare Varianten innerhalb der SWK-Ausgabe gibt und diese unter einer Phosphorlampe erkennbar sind. Dieser Sicherheitsdruck existiert auch bei Sondermarken, führte aber –nach bisherigen Erkenntnissen- nicht zu unterschiedlichen Varianten innerhalb einer Ausgabe .

Unter ‚normalem' UV-Licht ist nur die übliche Fluoreszenz erkennbar. Nimmt man aber eine Lampe für den kurzwelligen UV-Bereich zur Erkennung von Phosphoreszenz zu Hilfe, treten die Felder in unterschiedlicher Leucht-Intensität auf. Dabei wird deutlich, dass die Super-Fluoreszenz matter erscheint als der von dieser Farbe nicht bedruckte Teil.

Die Super-Fluoreszenz leuchtet unter der Phosphorlampe also nicht aktiv, sondern dämpft nur die Leuchtkraft der weiterhin verwendeten Fluoreszenz ab.

Dies macht die Erkennung von eventuell vorhandenen ganzfläch. Aufdrucken ohne Vergleichsstücke oder unbedruckte Randstücke fast unmöglich.

Die Deutsche Post AG hält sich bedeckt. Sie gab im Mai 2004 eine Presseerklärung ab, die offensichtlich wegen zahlreicher Nachfragen notwendig wurde.

Wohlfahrt 2002 mit Teilaufdruck auf weiße Flächen des Motivs (2.)
Foto: Schwaneberger Verlag


Darin bestätigt sie die Verwendung des Fluoreszenz-Additivs ab 2001 für „bestimmte Ausgaben (abhängig vom Druckverfahren, der Farbzusammensetzung und dem Motiv)“ in verschiedenen Formen und räumt auch unter­schiedliche Varianten bei „Dauermarken“ ein, die „über mehrere Jahre nachproduziert“ werden. Ansonsten sagt die Pressemitteilung, dass man keine näheren Angaben zum Additiv machen wird.

Man kann vier grundsätzliche Arten der Verwendung mit dieser Super-Fluoreszenz unterscheiden:

1.) Ganzflächiger Aufdruck auf die Marken, auch die Zähnung. Bei Sondermarken (z.B. Joseph Schmidt, 2004) und Bogenmarken SWK gut erkennbar unter der Phosphorlampe bei anhängenden Randstücken, die un­bedruckt sind.

2.) Teilaufdruck an das Motiv angepasst. Weiße Flächen des Marken-Motivs bedruckt (z.B. Wohlfahrtsmarken 2002 oder SWK in Doppelnominale).

3.) Teilaufdruck, z. B. Rahmen oder Teilflächen über das Motiv hinweg (z.B. Wohlfahrtsmarken 2003). Bei den Euro-SWK in zwei Varianten:

(3a.) Schmaler Rahmen (außen ca. 19 x 23 mm, Fenster innen 13 x 17 mm). Außenseite endet am Satzspiegel.

(3b.) Breiter Rahmen (außen jetzt ca. 21 x 25 mm, Fenster unverändert). Die Zähne sind unbedruckt.

4.) Kein erkennbarer Aufdruck. Letztlich nicht mit einer Phosphorlampe zu ermitteln. Ev. in die Druckfarbe eingearbeitete Super-Fluoreszenz.


Varianten mit dieser Sicherheitsfarbe sind weiterhin nur bei den Sehenswürdigkeiten-Marken in reiner Euro-Nominale festgestellt worden. Das sind die neuen Werte, die erstmals im Offsetdruck hergestellt wurden (erschienen ab dem 27.12.2002). Der Offsetdruck löste den bislang bei Rollenmarkenserien verwendeten Hochdruck bzw. ab 1987 ‚indirekten Hochdruck' (‚Letterset') der Bundesdruckerei ab.

Letztlich sind natürlich die Marken von philatelistischem Interesse, bei denen es Unterschiede gibt. Bislang wurden bei den zuvor mit dieser Sicherheitsfarbe hergestellten Werten (auch den SWK in Doppelnominale ab September 2000!) keine Varianten festgestellt. Doch ein ‚offenes Auge' kann nicht falsch sein.

Tabelle:

Dauermarken

Sehenswürdigkeiten (SWK)

Graue Flächen = Aufdruck der Super-Fluoresz.

B = Bogenmarke

R = Rollenmarke

B* = Bogenmarkenrand auch bedruckt

Ganzflächiger Aufdruck (1.)

Schmaler Rahmen (3a.)

außen:

19 x 23mm,

Fenster innen:

13 x 17mm.

Breiter Rahmen (3b.)

außen:

21 x 25mm,

Fenster innen:

13 x 17mm.

Kein erkennbarer Aufdruck (4.)

0,05 , Mi 2381

   

B + R

 

0,25 , Mi 2374

   

B + R

 

0,40 , Mi 2375

   

B + R

 

0,44 , Mi 2298

     

B + R

0,45 , Mi 2299

R

R

R

B

0,55 , Mi 2300

R

 

R

B + R

1,00 , Mi 2301

R

 

R

B

1,44 , Mi 2306

R

 

R

B

1,60 , Mi 2302

B* + R

     

1,80 , Mi 2313

B + R

     

2,00 , Mi 2314

B + R

     

2,20 , Mi 2307

B* + R

     

2,60 , Mi 2322

B + R

     

4,10 , Mi 2323

B + R

R

R

 

Bei den ganzflächigen Aufdrucken (1.) der in der Tabelle genannten SWK-Marken gibt es noch weitere ‚Unterarten': Die Druckwalze des Sicherheitsaufdruckes ist offensichtlich nicht so breit wie die Papierbahn. So entstehen bei den äußeren Rollen der Druckform rechts und links Ränder, die unbedruckt bleiben. Bei diesen Rollen sind bisher links und rechts ca. ½ mm bis 2 mm unbedruckte Ränder festzustellen.

Weiterhin kann man einen ca. 1 mm hohen, horizontalen Streifen über jeder 26. Marke feststellen, der von der Sicherheitsfarbe unberührt bleibt. Dies entspricht einer Walzen­umdrehung. Dieser Streifen kann sich überall auf einer Marke befinden, mittig oder auch über der waagerechten Zähnung. Der Streifen zeigt keine klaren Abgrenzungen, die Ränder ‚flattern'.

    

Beispiel für unbedruckte Ränder bei den ganzflächigen Aufdrucken an den jeweils äußeren Rollenmarken einer Druckwalze

Rollenmarken-Zählnummern

Um den Variantenreichtum (vorläufig zu­mindest) komplett zu machen, sei noch erwähnt, dass die rückseitigen Zählnummern –teilweise vierstellig- zeitweise von zwei Maschinen produziert wurden. Eine erstellt die Nummer mit, die andere ohne Punkt hinter der Zahl. So kann man –soweit vorhanden- von den oben ge­nannten Rollenmarken weitere Versionen feststellen.

Katalogisierung

Die bisher gefundenen Varianten bei den SWK-Marken sind eindeutig. Man muss in diesem Fall nicht ‚diskutieren'. Der Schwaneberger Verlag will die Unterschiede bei der Super-Fluoreszenz im Deutschland-Spezial Katalog (ab Ausgabe 2005) aufnehmen.

Weitere Marken

Bei allen selbstklebenden Marken (SWK und Sondermarken, aus MH, Business-Bogen oder Rolle) ist keine Aufdruckfarbe er­kennbar. Es könnte sich um einen ganzflächigen Aufdruck (1.) oder um die in eine Farbe eingearbeitete Super-Fluoreszenz handeln (4.), was sich ohne Kenntnis des Additivs und eventuell anderer Erkennungsmöglichkeiten nicht definitiv be­stimmen lässt. Auch bei den Automaten­marken, der Stichtiefdruck-Dauerserie „Frauen“ und den Wert­stempeln der Ganzsachen lässt sich mit den bisherigen Mitteln keine Super-Fluoreszenz erkennen.

Verwendung der Phosphorlampen

Die Warnhinweise bei den Phosphor­lampen, die von allen Zubehörfirmen angeboten werden, sollten beachtet werden. Die hier verwendete Wellenlänge des UV-Lichts kann für die Augen schädlich sein.

Fazit

Hinter den verschiedenen Aufdrucken stehen Entscheidungen bei der Deutschen Post AG und der Druckereien. Auch wenn sich diese Maßnahmen gerade bei den Euro-SWK eher als „Versuche“ darstellen, ist es unbestritten, dass Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind. In diesem Zusammenhang zumindest ist es verständlich, wenn sich die Post AG bei der Preisgabe von Details zum Additiv zurückhält.

Ziel ist eine verbesserte maschinelle Be­arbeitung und Erkennung von Fälschungen und ungültigen Marken. Hierbei sind nicht nur die DM-Marken zu erwähnen, sondern auch berechtigte Befürchtungen der Deutschen Post AG, dass z. B. Euro-Marken des Auslandes von ‚unwissenden' Postkunden verwendet werden.

Eine Katalogaufnahme bei den vorhandenen Varianten ist keine Frage, eher noch das „Wie“ der Katalogisierung. Hier geht es zunächst nicht um Preise, sondern u. a. um die Kataloge selbst. Sicherlich wird es Stimmen geben, die die Varianten in jedem Katalog sehen möchten und an die Aufnahme in die Vordruckalben denken.

Für eine Wertung ist es aber zu früh. Schließlich richten sich solche Entscheidungen in der Praxis z. B. nach dem ausreichenden Vorhandensein der Varianten und anderen „Umweltbedingungen“, wie der allgemeinen Markt­situation und der sicher berechtigten Furcht, den Sammler nicht zu überfordern.

Zu einem Zeitpunkt, wo auch die obige Tabelle als „sehr wahrscheinlich nicht vollständig“ zu bezeichnen ist, kann man darüber sowieso nur spekulieren.

Detlev Moratz

Impressum

Der Heidelberger Briefmarken-Bote ist die Vereinszeitschrift des Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V.

Verantwortlich i.S.d.PrGes. ist der Vorstand des Vereins.
Der Heidelberger Briefmarken-Bote erscheint halbjährlich, im Juni und Dezember des Jahres.

Redaktion:
Christian Klouda
Erich Ueltzhöffer
Detlev Moratz
Prof. Dr. Horst Friebolin

Es bleiben alle Presse- und Autorenrechte (auch für Abbildungen) dem jeweiligen Urheber/Besitzer vorbehalten.

Bezug:
Der Heidelberger Briefmarken-Bote wird an alle Vereinsmitglieder kostenlos verteilt und kann darüber hinaus zum Einzelpreis von 2,- Euro (zuzügl. Porto) bezogen werden.

Anschrift der Redaktion:
Christian Klouda,
Kolbenzeil 12, 69126 Heidelberg
Tel. 0 62 21 / 37 33 31, Fax 0 62 21 / 31 95 61
E-Mail: Klouda@Briefmarken-Heidelberg.de

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